Um erfolgreich Katzen zu züchten, ist es wichtig einige Dinge der Genetik zu kennen und zu verstehen. Zum Beispiel die Farbgenetik, Inzuchtkoeffizient oder auch Erbkrankheiten. Will man also eine bestimmte Farbe oder ein bestimmtes Merkmal züchten ist es unumgänglich, die Genetik und die Stammbäume seiner Tiere zu studieren. Ich möchte mich hier kurz fassen und ein paar Punkte erläutern - hier rassespezifisch auf die Birma ausgerichtet.
An oberster Stelle haben wir das Genom, dieses besteht aus 19 Chromosomenpaaren. Auf den Chromosomen liegen die Gene. 36 von den 38 (19 Paare) der Chromosomen sind bei männlichen und weiblichen Tieren gleich. Das letzte Paar bestimmt das Geschlecht der Katze: XX für weibliche Tiere, XY für männliche Tiere.
Wichtig zu wissen ist: bei den Katzen werden die Eigenschaften der Mutter stärker vererbt und an die Nachkommenschaft weitergegeben als die des Vaters.

Das Verhältnis von weiblichen und männlichen Nachkommen ist 1 zu 1. Siehe die Tabelle:

x y
x xx xy
x xx xy
Kater xy
Katze xx
Die Farbgenetik
Wichtig zu wissen: es gibt nur zwei Farbstoffe,
Rot = O und nicht Rot = o (Schwarz für die anderen Farben)
bei o = not red, haben wir z.B. Seal oder Chocolate
Wichtig zu wissen:
Rot wird geschlechtsgebunden vererbt, das heisst die Farbe "Rot" liegt auf dem X-Chromosom. Diese Schreibweise kann dann wie folgt aussehen:
OXOX = weiblich rote Katze / XOy = roter Kater / XOXo = tortie Katze
XoXo = nicht rote (schwarze) Katze / Xoy = nicht roter Kater (schwarz)
Auch hier wieder eine Tabelle um zu zeigen wie sich Rot vererbt:
XOy
XoXo XOXo
XoXo Xoy
Vater: roter Kater XOy
Mutter: schwarze Katze XoXo
KITTEN: weibliche in Tortie,
Kater Schwarz
XOy XOy
XOXo XOXo XOXO
XOXo XOy Xoy
Vater: roter Kater XOy
Mutter: tortie Katze XOXo
KITTEN: weibliche in Tortie oder Rot,
Kater Rot oder Schwarz
XOy XOy
XOXO XOXO XOXO
XOXO XOy XOy
Vater: roter Kater XOy
Mutter: rote Katze XOXO
KITTEN: weibliche in Rot,
Kater Rot
Xoy Xoy
XOXO XOXo XOXo
XOXO XOy XOy
Xoy Xoy
XoXo XoXo XoXo
XoXo Xoy Xoy
Xoy Xoy
XOXo XOXo XoXo
XOXo XOy Xoy
Vater: schwarzer Kater Xoy
Vater: schwarzer Kater Xoy
Vater: schwarzer Kater Xoy
Mutter: rote Katze XOXO
Mutter: schwarze Katze XoXo
Mutter: tortie Katze XOXO
KITTEN:weibliche in Tortie,
Kater Rot
KITTEN:weibliche in Tortie und Schwarz,
Kater Rot und Schwarz
KITTEN: weibliche in Schwarz,
Kater Schwarz
Jetzt wissen wir, eine Katze ist entweder Rot, oder "nicht" Rot.
Dann gibt es natürlich eine ganze Palette von Bezeichnungen für Gene wie zum Beispiel (hier ein paar wichtige für Birmas):
B nicht Chocolate (phänotypisch schwarz) also Seal oder Blau (falls verdünnt)
b Chocolate, Lilac (falls verdünnt)
D Vollfarbe, zum Beispiel Seal, Red, Chocolate
d verdünnte Farbe, zum Beispiel Blue, Cream, Lilac
I Silver (im Moment noch nicht wichtig bei Birmas)
i kein Silver
S Weissscheckung
s keine Weissscheckung
W epistatisches Weiss (rein weiss, das aber die Farbe im Hintergrund verdeckt und nicht "sichtbar" macht
w kein epistatisches Weiss
A Agouti
a non-agouti
cs Maskenfärbung (für alle Maskenkatzen mit blauen Augen)
g Handschuhgen
T Mackerel-tabby

schreiben wir also mal ein paar Muster von Birmakatzen mit den wichtigsten Bezeichnungen:

z.B. eine Sealpoint-Katze weiblich, die Chocolate und Verdünnung trägt:
XoXo Bb Dd aa ss ww cs cs gg
Zur Erläuterung: XoXo=weiblich Schwarz, B=Seal b=trägt Chocolate, D=(Seal/Vollfarbe) d=trägt Verdünnung, aa=non-agouti, ss=keine Weisscheckung, ww=kein epistatisches Weiss, cscs=Maskenkatze mit blauen Augen, gg=Handschuhgen
z.B. ein Lilactabbypoint-Kater der non-agouti trägt:
Xoy bb dd Aa ss ww cscs gg

Zur Erläuterung: Xoy=Kater Schwarz, bb=Chocolate, dd=verdünnte Farbe, A=Agouti (Tabby) a=trägt non-agouti.....
z.B. eine Sealtortietabby-Katze die Chocolate und non-agouti trägt aber keine Verdünnung:
XOXo Bb DD Aa ss ww cscs gg

Zur Erläuterung: XOXo=Tortie-Katze, Bb=Sealkatze die Chocolate trägt, DD=Vollfarbe (trägt keine Verdünnung), Aa=Agouti (trägt non-agouti).....

Wichtig hier zu wissen: die "gross" geschriebenen Bezeichnungen wie z.B. B=Seal/Blau, A=Agouti, D=Vollfarbe sind dominant und können daher "nie" getragen werden. Konkret heisst das, dass eine bb=Chocolate-Katze "nie" B=Seal/Blau tragen kann, oder eine aa=non-agouti Katze "nie" A=Agouti tragen kann etc. Das heisst konkret werden sie aus einer blauen Kätzin und einem blauen Kater niemals Chocolate- oder Seal-Tiere erhalten!

Noch etwas zu der Farbe der Birma. Das weisse Fell der Birma ist eigentlich nicht weiss. Dass es so hell ist, kommt daher, dass die Farbe der Maskenkatzen kälte- bzw. wärmeempfindlich ist. An den kalten Körperstellen "ist" Farbe und an den warmen Körperstellen verblasst die Farbe. Bei unserer roten Birma z.B. ganz schön zu sehen... im Winter wenn sie drinnen ist, kann man die roten Abzeichen teilweise kaum noch erkennen. Dann im Herbst, wenn die Katzen draussen sind und die Luft kühler wird, kommt auch die Farbe wieder wunderschön zurück.

Will man nun herausfinden was für Kitten man erhält, nimmt man die einzelnen Genpaare von der Mutter und dem Vater und macht sich wie oben Tabellen. Nehmen wir einen Sealtabby-Kater "reinerbig" (trägt Verdünnung) mit einer Bluepoint-Katze, auch reinerbig.... wir sehen uns einmal bloss die Farbe an und das Agouti:
Kater:
BB (Seal reinerbig) und AA (Agouti reinerbig) Dd (Seal-Kater der Verdünnung trägt)
Katze: BB (Blau reinerbig) und
aa (non-agouti reinerbig) dd (die Katze ist blau, also verdünnt)
mischen wir nun die gleichen Genpaare miteinander, können folgende Farben fallen:
BB alle Kitten werden schwarz (seal o. blau), Aa=Agouti, tragen aber non-agouti, Dd=Vollfarbe (Träger für Verdün-
nung) oder
dd=verdünnte Farbe, also: Blau / bei dieser Verpaarung erhalten wir Seal-tabby und Blue-tabby Kitten..... keine non-agouti! Jedoch non-agouti Trägertiere. Wir sehen also, dass es schon wichtig ist, wenn man die Stammbäume der Vorfahren kennt oder weiss was die Katze oder Kater trägt.

Vererbung
Nun gibt es weitere genetische Eigenschaften, die sich nicht wie die Farbe vererben, sondern "polygenetisch". Das heisst, es spielen mehrere Gene zusammen und beeinflussen eine bestimmte Eigenschaft. Zum Beispiel hat man eine Katze mit langen Ohren und ein Kater mit kurzen Ohren. Ist die Erbinformation bei beiden leicht über dem Durchschnitt vorhanden, kann durch die Verpaarung ein Kitten mit mittellangen Ohren entstehen. Weiss man aber beispielsweise, dass bereits die Elternteile der Katze und die Grosseltern etc. alle lange Ohren haben, dann ist vermutlich auch die Anlage sehr hoch und es ist nicht wahrscheinlich, dass man mit einem Kater der kurze Ohren hat ein optimales Resultat erzielen wird. Es gibt eine Kurve mit einem Schwellenwert, wenn die Katze hier den Schwellenwert mit den grossen Ohren auf das Maximum überschritten hat, nützen alle kleinen Ohren des Katers nichts um die Kitten dann auf das Mittelmass runterzubringen. Es ist natürlich schwierig herauszufinden wieviel von den guten Eigenschaften im Erbmaterial vorhanden sind. Trotzdem ist es hier ein "muss" sich die Vorfahren der Katze anzusehen.... und man ist schon einen grossen Schritt weiter.

Genauso verhält es sich natürlich auch mit Erbkrankheiten. Wahrscheinlich trägt jede Katze Gene in sich, die für Defekte verantwortlich sind... zum Beispiel Knickschwanz oder Schielen. Nehmen wir einmal das Beispiel Knickschwanz. Wir haben nun eine Katze die den entsprechenden Gendefekt für den Knickschwanz trägt (überdurchschnittlich), dazu verpaaren wir mit einem Kater der diese Erbinformation auch hat, aber unter dem Durchschnitt= hier können wir Kitten ohne Knickschwanz erhalten. Haben aber beide Elternteile einen hohen Schwellenwert für den Knickschwanz (obwohl er sich bei den Elterntieren nicht zeigt), so werden die Kitten mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Knickschwänze bekommen.

Krankheiten
Hier gibt es natürlich eine Vielzahl. Einige sind rassespeziefisch wie zum Beispiel auch die PKD. Etwa 38% der Perserkatzen leiden darunter. Da bei den Birmas ebenfalls Perser eingekreuzt wurden ist es gut zu wissen, ob ein Zuchttier PKD hat oder nicht. Seit kurzem kann dies ganz einfach mittels Backenabstrich im Labor untersucht werden.

Inzucht
ein weiterer Faktor ist die Inzucht. Was auf der einen Seite gut sein kann, birgt auf der anderen Seite ein Risiko. Durch Inzucht erreicht der Züchter gewisse Dinge in seiner Zucht die gewollt sind. Das Risiko dabei ist aber, dass dadurch die Gene homozygot (gleich) werden. Das heisst, dass sich ein gewisser Prozentsatz an Genen gleicht und dieselben Eigenschaften haben. So besteht die Gefahr, dass das Immunsystem geschwächt wird, weil dieses auf eine grosse genetische Mannigfaltigkeit angewiesen wäre. Durch die Inzucht gehen dem Tier Antikörpergene verloren die wichtig für die Abwehr von Krankheiten sind. Ein bekanntes Beispiel dafür sind die Geparde. Alle Geparde die es noch gibt, sind so eng miteinander verwandt, dass sie nun drohen auszusterben, weil sie ihre immunologische Mannigfaltigkeit verloren haben.
Wie könnte sich das in der Katzenzucht zeigen? - Anzeichen dafür sind: Niedrige Fruchtbarkeitsrate - kleine Würfe (1-2 Jungtiere) - Auftreten von Krebs - andere Krankheiten - die Katzen sterben an einfachen Infektionen.

Ausserdem lernte ich in einem Genetikseminar, dass durch Inzucht die Katzen "dumm" werden können. Bei der Züchtung sollte man also in folgender Reihenfolge züchten - Gesundheit - Charakter - und erst an dritter Stelle wirklich, schöne Tiere. Eine charakterfeste Birma, die lieber zu Hause bleibt als sich auf Ausstellungen zu präsentieren, weiss sehr wohl wie sie dies zu tun hat (sie ist clever).... ;-))

Text: Corinne Käufeler©2007